Vom Scheitern eines anberaumten Massenmordes – Bulgarien 1934-1944

Ausstellung vom 08.11.2021 bis 28.03.2022 im vhs-Haus Lich

Sucht man nach Beispielen von „Best Practice“ in der Geschichte, kommt man um Bulgarien in den 30er und 40er Jahren nicht herum. Über die Vorgeschichte und die Abläufe des hier thematisierten Rettungswiderstandes wird in dieser Ausstellung berichtet.

Bulgarien bindet sich früh Schritt für Schritt durch eine Vielfalt bulgarisch-deutscher Verträge in die verbrecherische Politik Nazideutschlands ein. Darunter befindet sich auch ein Abkommen, das die Deportation sowohl der jüdischen Bulgaren als auch der sich in Bulgarien aufhaltenden ausländischen Juden in die Vernichtungslager in Polen vorsieht. Dies gründet in einer der politischen Grundströmungen die Bulgarien bis an den Rand der totalen Katastrophe führen wird: Die Bereitschaft, sich für die ersehnte nationale Einheit der Schlagkraft Nazideutschlands zu versichern und sich dazu mit den finstersten Kräften der damaligen Welt zu verbünden. Diese Kollaboration greift sehr weit: bulgarische Armeeverbände, Behörden und Polizeikräfte folgen den Invasoren der Wehrmacht in die Nachbarländer, so in Thrakien (griechisches Staatsgebiet) und in Makedonien (jugoslawisches Staatsgebiet). Im Einverständnis mit den Invasoren annektiert Bulgarien faktisch diese Gebiete, die nunmehr voll und ganz unter seiner Verwaltung stehen. Im Gegensatz zu den anderen Bevölkerungsgruppen dieser Gebiete wird den dortigen Juden eine Übernahme in die bulgarische Staatsangehörigkeit verwehrt. Dies macht sie zu vollends rechtlosen, weil staatenlosen Menschen. Danach setzt die bulgarische Besatzungsmacht die Deportation aller dort lebenden Juden nach Auschwitz und Treblinka um, den designierten Orten des Massenmordes. Nur 5% dieser Deportierten überleben. Die finstere Entschlossenheit mit der die mit Hitler-Deutschland vereinbarten Pläne umgesetzt wurden, macht die Mitverantwortung Bulgariens und seines Souveräns unabweisbar.

Die Wanderausstellung und ihre Begleitbroschüre „Vom Scheitern eines anberaumten Massenmordes – Bulgarien 1934 – 1944“ wurden realisiert als drittes Teilprojekt der Reihe „Topographien der Menschlichkeit“ des Vereins Courage gegen Fremdenhass e.V. Die Reihe ist der Fähigkeit der Menschen gewidmet ist, sich auf die „richtige“ Seite zu stellen, die Seite der Geschwisterlichkeit aller Menschen.

Weitere Informationen: https://www.topographiendermenschlichkeit.de/bulgarien/

Das könnte Sie auch interessieren